STÖRUNG
ERZEUGT ERHÖHTE AUFMERKSAMKEIT: Andreas M. Kaufmann eröffnet
in der Galerie Rivet den Bildern neue Zusammenhänge.
Man kennt diese Gaukler, die in der Betriebsamkeit einer Großstadteinkaufstraße
die Dimension des Träumerischen eröffnen. So der Behinderte,
der mit seinen Krücken und seinem Kopf einen Ball jongliert. Carlos
heißt er, und seine Kunststücke als öffentliches
Monument sind auf einem Kugelbildschirm in der Galerie Rivet zu
sehen, in Szene gesetzt von Andreas M. Kaufmann. Bilder aus ihrem Zusammenhang
zu lösen und sie in neue Kontexte zu stellen diese Strategie
steht auch im Zentrum von Kaufmanns bereits 1996 formuliertem und bislang
noch immer nicht realisiertem Konzept einer Bilderpause im
öffentlichen Raum, das er jetzt für die Kölner Innenstadt
modifiziert hat. Die Idee kam ihm in der DDR, wo ihm das Komplette
Fehlen von Bildern, Farbhinweisen und Werbungen im öffentlichen
Raum ausfiel. Es geht darum, die Kölner Schildergasse
auf einem Wegstück von 100 bis 200 Metern zu entschildern.
Die digital bearbeiten Fotos in der Ausstellung simulieren diesen Zustand.
Gerade weil die Werbe Möblierung unserer städtischen
Umgebungen eine solche Selbstverständlichkeit ist, erschiene die
Bilderpause als eine radikale Veränderung,
meint Kaufmann. Und: Die Störung gewohnter Sehweisen erzeugt
erhöhte Aufmerksamkeit. Und erhöhte Aufmerksamkeit stimuliert
die Reflexion - hoffentlich
Unser Weltbild besteht aus Bildern: offiziellen Bildern der Nachrichtenagenturen
und Fernsehstationen, erläutert Bert Neumann, Gründungsmitglied
des Grafikbüros LSD und Initiator des Projektes Weltbild,
das der Werbekampagne zum derzeit laufenden Festival Theater der
Welt zu Grunde liegt. Das leitet über zu einem zweiten Ausstellungsbereich.
Auf mehrere Großleinwände werden gleichzeitig Dias projiziert,
von Straßen in Moskau, London, Toronto oder Singapur, ein afrikanisches
Hüttendorf, Wohnungen in Gent oder Buenos Aires und der Balkon der
Berliner Wohnung von Christoph Schlingensief. Alle diese (Welt-)Bilder
stammen von Regisseuren, Schauspielern, Managern. Festivalleitern, Übersetzern
und Dramaturgen, die am Festival Theater der Welt beteiligt
sind. Sie wurden gebeten, mit einer Plastikkamera ihr Haus und ihre Umgebung
zu fotografieren, um so, dem Festivalthema entsprechend, die Schnittstelle
zwischen Globalisierung und Biografie ins Bild bringen.
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