"Umschau" 20.01. - 06.03.1996

Wie kein anderes Medium in diesem Jahrhundert hat der Film einerseits die Realität widergespiegelt und andererseits in die Lebenswirklichkeit zurückgewirkt. Er hat Bilder geschaffen, die das Handeln von Menschen auf die eine oder andere Weise nachhaltig beeinflussen - eingestandener- oder nicht eingestandener-maßen. Soweit Andreas M. Kaufmanns Ausgangsüberlegungen für sein neuestes Projekt Umschau, eine "Maschinerie", die vom 19. Januar bis zum 6. März 1996 bei uns zu sehen sein wird.
An die Wände der Galerie wird der Künstler Glasscheiben unterschiedlichen Formates hängen. Im Rauminneren wird er Drehmechanismen positionieren, auf denen jeweils zwei Diaprojektoren Platz finden, die in entgegengesetzte Richtungen projizieren. In den Rundmagazinen der Projektoren befinden sich je 81 Diapositive von Stills aus der Filmgeschichte, die sich motivisch auf elementare menschliche Erfahrungen beziehen. Unterteilen lassen sich diese grundsätzlichen Existenzformen einerseits in solche, die der Mensch ersehnt (Stichwort: "überfließende Verschmelzung"), andererseits in solche, die er fürchtet (Stich-wort: "existenzvernichtender Verfall"). Diese Zuordnung korrespondiert mit der gegenpoligen Ausrichtung der Projektoren auf den Drehtischen.
Durch die diversen Projektionswinkel erscheinen die Bilder trotz objektiv gleicher Geschwindigkeit hier schnell, dort langsam bewegt. Die Timer schalten die Dias ihrerseits in unterschiedlichen Tempi weiter. Auf diese Weise bilden sich immer neue Lichtcollagen, die hinter den Glasscheiben auf der Wand erscheinen, aber auch von diesen in den Raum zurückgeworfen werden. Wie schon bei Kaufmanns Großer Kunstgeschichtsmaschinerie von 1992/1993 steht der Betrach-ter inmitten des Raumes und wird Teil der Installation.
Kaufmann, 1961 in Zürich geboren, studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Münster. In den vergangenen Jahren stellte er im In- und Ausland aus und erhielt mehrere Preise und Stipendien. Seit 1983 beschäftigt er sich mit Dia-, Film- und Videoprojektionen, dem Problem der Wahrnehmung und der Frage: Was ist ein Bild?


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