Das
Bild bleibt still. Aller Erwartung zum Trotz geben die zahlreichen Figuren,
die Andreas M. Kaufmann (Jahrgang 1961) vom Bildschirm abphotographiert
hat und nun in der Kölner Galerie Rivet übergroß und grobkörnig
an die Wände projiziert, keinen Ton von sich - egal, ob es Helden
oder Bösewichte sind, Opfer oder Täter aus (Kult-)Filmen wie
"Blue Velvet" und "Clockwork Orange". Nur das Surren
der sechs Diaprojektoren, die in gleichmäßigem Rhythmus hundertzwanzig
verschiedene Motive zeigen, und immer wieder ineinanderblenden, stört
die Ruhe.
Es gibt zwei Kategorien von Bildern. Neben den "ersehnten Situationen"-
mit großen Gefühlen und leisem Pathos - tauchen Momente der
Angst auf, der existentiellen Bedrohung - extreme Zustände, die aber
dem homo video seltsam vertraut erscheinen. Daß diese Verschränkung
von Realität und einer auf menschliche Sehnsüchte oder Ängste
zielenden Filmwirklichkeit sichtbar und somit reflektierbar wird, ist
in Kaufmanns jüngster Installation "Umschau" Resultat subtiler
wie simpler Mittel.
Indem das Einzelbild vom Filmstrang und seiner Tonbegleitung separiert
wird, fordert es zum einen ungleich mehr Aufmerksamkeit für sich.
Zum anderen wird das Filmstill durch die kreisenden Projektoren nun selbst
in Bewegung gebracht und entwickelt sich zum eigenen Film, der über
die verwinkelten Galeriewände gleitet.
Kaufmann führt so den Gedanken an die Wirklichkeit des Films als
Spielort mannigfacher Projektionen. Und schließlich spiegeln die
Wände nur den munteren Reigen farbiger Dias. Möglich, daß
sie als Platzhalter jener flüchtigen Bilder aus dem 20. Jahrhundert
fungieren, die hier die Stelle der Malerei einnehmen. (ane).
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